Mit rund 1000 Mitgliedern ist die TGS Niederrodenbach nicht nur einer der größten Rodenbacher Vereine, sondern auch einer der ältesten: Auf eine über hundertjährige Geschichte kann die 1891 gegründete TGS inzwischen zurückblicken.
Die TGS konnte sich seit dem Moment ihrer Gründung über großen Zulauf freuen, schon im Gründungsjahr hatte der Verein fast 50 Mitglieder. Zwei Jahre später konnten die ersten Geräte – neben Pferd und Barren auch ein Klettermast – angeschafft werden, was dem Turnen in Niederrodenbach zu noch mehr Popularität verhalf. 1903 gab es schließlich den ersten Höhepunkt in der noch jungen Vereinsgeschichte, als die TGS das Kinziggau-Turnfest abhielt und dabei Vertreter von knapp 50 Vereinen in Rodenbach begrüßen konnte.
Alte Turnhalle
Der erste Turnplatz befand sich damals an der Gartenstraße. Aber schon 1913 zogen die Turner von dort an ein Gelände an der Hanauer Landstraße um, dass der TGS lange Jahre als Heimat dienen sollte. Dort errichtete der Verein in Eigenleistung auch eine Turnhalle, die schnell nicht nur zum sportlichen, sondern auch zum kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde werden sollte: Neben Turnstunden und Wettkämpfen eignete sich die Halle auch vorzüglich, um Feste und Versammlungen abzuhalten. In den folgenden Jahren wurde bei der TGS nicht länger nur geturnt, auch an Leichtathletik und Handball zeigten die sportbegeisterten Rodenbacher großes Interesse. Turnen spielte jedoch weiterhin die erste Geige. Langsam, aber sicher entwickelte sich die TGS in den Folgejahren dennoch von einem reinen Turn- zu einem Mehrspartenverein.
Nachdem im Zweiten Weltkrieg das Vereinsleben größtenteils zum Erliegen gekommen war, waren es denn auch die Handballer – zu dieser Zeit wurde selbstverständlich noch auf dem Großfeld unter freiem Himmel gespielt –, die in der Nachkriegszeit am schnellsten wieder große Erfolge feiern konnten. Nach mehreren Meisterschaften innerhalb weniger Jahre stieg man 1955 gar in die damals höchste deutsche Spielklasse auf.
Bezirksmeister im Handball 1956
Die anderen Abteilungen standen den Erfolgen der Handballer freilich in nichts nach: Vor allem beim Kugelstoßen, im Diskus- und Hammerwerfen sowie beim Langlauf errangen Rodenbacher Athleten hessen- und deutschlandweit immer wieder Erfolge. Für einige Jahre etablierte sich im Waldstadion auch der Werfercup, der stets zahlreiche Sportler aus ganz Deutschland anlockte, die in Niederrodenbach dann von Hunderten Zuschauern angefeuert wurden. Die Langlaufabteilung hat in den 80er Jahren gar einen Deutschlandlauf von der dänischen bis hinunter an die Schweizer Grenze organisiert.
Auch abseits vom sportlichen Erfolg waren die Niederrodenbacher sehr umtriebig: Ab 1965 reisten zum Beispiel die Handballer des Vereins im Rahmen des Euro-Sportrings nach Fontenay im Herzen von Paris, später nach Bussum in den Niederlanden, Prag, Budapest oder auch Rom. Doch nicht nur in halb Europa, auch in Niederrodenbach tat sich viel zum Ende der sechziger Jahre: Zum einen wurde Großfeldhandball mehr und mehr von Kleinfeldhandball abgelöst, zum anderen verkaufte die TGS die Sporthalle nach einem Umbau an die Gemeinde – für Hallenhandball war sie schlichtweg nicht groß genug. So begann eine mehrjährige Odyssee der Handballer durch verschiedene Hallen der Region, so richtig heimisch wurden die Rodenbacher nirgendwo: Hier mussten sie Duschgeld bezahlen – 50 Pfennig pro Person –, dort auf Betonboden spielen, teilweise fanden die Partien auch im Hangar des Erlenseer Fliegerhorstes statt; alles blieb eine unbefriedigende Übergangslösung.
Abhilfe für den Verein, der im Lauf der Jahre auch einige etwas exotischere Abteilungen wie Rollschnelllauf oder Tischtennis beherbergte, schaffte der Bau der Bulauhalle, die 1977 eingeweiht wurde. Die Handballer hatten damit endlich eine feste Spielstätte gefunden, und der Verein nutzte die Gunst der Stunde, um ein Vereinsheim in den Bau der Halle zu integrieren. Und zwar nicht nur in gesellschaftlicher Hinsicht, denn die Bewirtschaftung auf ehrenamtlicher Basis trägt nicht unerheblich zur Finanzierung der Vereinstätigkeiten bei. Beim Betrieb des Vereinsheims geht die TGS seit einiger Zeit insofern neue Wege, als dass sie es auch an Privatpersonen vermietet.
Dem Grundsatz, dass der Verein in Diensten des Gemeinwohls steht, fühlt sich die TGS dabei auch heute noch verpflichtet. Geld an einzelne Sportler fließt bei den Rodenbachern also nicht, auch nicht an die Handballmannschaft der Herren, die in den letzten Jahren zwischen Landesliga und Bezirksoberliga hin- und herpendelt. Dafür punktet die TGS bei den Vereinsmitgliedern mit Geselligkeit und freundschaftlichem Miteinander. Gepflegt wird dieses Miteinander auch bei den zahlreichen Veranstaltungen des Vereins: Neben der dreitägigen Kerb ist das vor allem die Feier zum 1. Mai und das Johannisfeuer.
Doch nicht nur rund um das Vereinsheim ist die TGS aktiv, im Gegenteil: Der Rodenbacher Verein ist auch heute noch extrem reiselustig, bietet jedes Jahr eine abteilungsübergreifende Busreise an, zusätzlich gibt es noch mehrtägige Fahrradtouren und etliche weitere Angebote. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei, die Wanderabteilung ein, die über das Jahr verteilt rund zehn Tageswanderungen anbietet sowie – als Höhepunkt des Jahres – ein dreitägiges Wanderwochenende.
2017 konnte die TGS E-Sport als neueste Abteilung gewinnen, welche auch der jüngeren Generation das Vereinsleben wieder näherbringen konnte.
*Angepasst: Im Original von Giese, Robert: Hanauer Anzeiger vom 17.02.2015